„Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose. Wer so flapsig daher redet, macht sich meistens auch nicht viele Gedanken darüber, wo sein Strom wirklich herkommt und welche Auswirkungen das auf das Klima hat. Dem gegenüber stehen die Bürger einer Bürgerenergiegenossenschaft, wie die BERR, oder auch deren Kunden, für die dezentrale, konzernunabhängige und ökologische Energiegewinnung.
Der vorangestellte Ausspruch lässt im gleichen Zuge keinen hohen Ehrgeiz an die Effizienz des eigenen Stromverbrauchs vermuten, solange die Kosten nicht zu einem treibenden Thema werden.
Grünen Strom zu verwenden ist gut, weniger Strom ist noch besser. Alle, die sich für die Themen einer Energiegenossenschaft interessieren, werden sich also bemühen, Strom zu sparen, wo‘s nur eben geht. Und das kann man am besten, wenn man sich auskennt: mit den allereinfachsten Grundlagen von Energie, Strom und Stromverbrauch. Diese Grundlage erklärt uns im vorliegenden Artikel Georg Scharfenberg. Er ist emeritierter Professor der OTH Regensburg und setzt sich in der BERR für die Realisierung von Konzepten zur Erzeugung erneuerbarer Energien ein und agiert im Kontrollorgan der BERR als Aufsichtsrat.
In nachfolgenden Artikeln werden Möglichkeiten zur Analyse und Effizienzsteigerung des eigenen Stromverbrauchs aufgezeigt. Zudem wird dargelegt, wie die Regensburger Bürgerenergiegenossenschaft BERR ihre Mitglieder und Kunden mit Grünem Strom versorgt.
Kurz und bündig: Das elektrische Netz und die elektrische Energie
Die elektrische Energie wird vom örtlichen Netz über den Hausanschluss und die Messstelle geliefert, und liegt an der Unterverteilung der Wohnung an. Der Bewohner der Wohnung findet die Unterverteilung in der Nähe der Wohnungstür oder im Nebenraum hinter einer kleinen Metall- oder Plastiktür. Dort finden sich die Absicherung mittels Fehlerstrom Schutzschalter (FI-Schalter) und eine Anzahl von Leitungsschutzschalter (meist als Sicherung bezeichnet), mit einer Kennzeichnung, so dass jeder Leitungsschutzschalter einem Stromkreis zugeordnet ist.
Elektro für Einsteiger
Hier möchte ich die genannten Begriffe vertiefen:
Elektrische Versorgung: allgemein wird Elektrizität als „Kraftstrom“ oder „Drehstrom“ oder „im 3-Leiternetz“ in die Wohnung eingespeist. Bleiben wir bei „Kraftstrom“! Dieser Begriff wird für den Nutzer lediglich im Anschluss eines Elektroherdes oder z.B. zur Versorgung eines E-Mobils relevant.
Betrachten wir in der Wohnung die Versorgung z.B. an der Steckdose oder am Schalter zur Lampe, dann liegt dort die elektrische Spannung von 230 V (V ≡ Volt). Wird ein Gerät eingeschaltet, treibt die Spannung einen elektrischen Strom durch den „Verbraucher“. Ich formuliere: es fließt Strom, und z.B. die Lampe leuchtet. Die Stromstärke wird in Ampere ≡ A angegeben und je nach Bedarf, kann eine Stromstärke von z.B. 0,005 A (Stand-By) oder z.B. 4 A (Gerät in Betrieb) fließen.
Watt, Volt & Co.
Allgemein werden wir nicht die Stromstärke hinterfragen, sondern dem Nutzer geht es um die elektrische Leistung eines Gerätes. Die Leistungsangabe finden wir stets in Watt ≡ W angegeben. So kann eine Tischlampe eine Leistung von 4 W haben, während bzw. die Stand-By Leistung eines Fernsehers 0,5 W beträgt. Um den Zusammenhang zu den genannten Größen ‘Spannung‘ und ‘Stromstärke‘ herzustellen, ist zu verstehen: die Netzspannung 230 V bleibt unverändert, die Stromstärke hängt von der elektrischen Leistung des Gerätes ab. Die elektrische Leistung ist das Produkt aus Stromstärke und Spannung. Es gilt: je höher die Leistung, desto größer die Stromstärke. Die genutzte („verbrauchte“) elektrische Energie eines Gerätes ist das Produkt aus der Leistung des Gerätes und Zeitdauer der Leistungsaufnahme.
Der Verlauf einer Momentanleistung in der Wohnung setzt sich aus dem Bedarf aller gerade in Betrieb befindlichen Geräte bzw. der Stand-By Leistungen zusammen. Plausibel: am Ende des Jahres zeigt die Messstelle („Stromzähler“) die genutzte elektrische Energie an. Die Abrechnung erfolgt auf der Basis kWh, d.h., um die Zahl „handlich“ anzugeben, mit dem Faktor k ≡ 1000 und für die Nutzungsdauer wird auf die Zeitspanne auf Stunden ≡ h gerechnet.
Mit Sicherheit: der FI-Schalter
Nun möchte ich noch zur Absicherung der Leitungen mit den Leitungsschutzschaltern kommen: Ein Leitungsschutzschalter überwacht einen Stromkreis z.B. die Steckdose zum Geschirrspüler oder die Steckdosen in einem Raum auf eine maximal zulässige Stromstärke z.B. 16 A. Wird der Grenzwert überschritten, schaltet der Leitungsschutzschalter das bzw. die angeschlossenen Geräte ab („die Sicherung hat ausgelöst!“).
Der Fehlerstromschutzschalter (FI- Schalter) schützt die gesamte Wohnung und damit alle Stromkreise gleichzeitig, sollte z.B. ein Gerät durch Feuchtigkeit eine unzulässige Stromableitung zulassen.
Dieser Schutzschalter schützt zudem Leben, sollte eine Person eine spannungsführende Leitung berühren. Bei einer Stromstärke von 30 mA (Milliampere), die in dieser Stärke über den Körper fließen könnte, wird die Wohnung komplett abgeschaltet. Die Stromstärke von 30 mA wäre schmerzhaft und würde als Elektroschock empfunden. Der Grenzwert ist gut begründet, denn ab der Größe von 50 mA müsste mit einer tödlichen Gefährdung gerechnet werden.