Stromampel-App zeigt an: So grün ist Europas Strommix

Viele Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos, Wärmepumpen oder Smart Homes möchten einen möglichst grünen Strommix nutzen. Die »Stromampel«- App des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, die seit heute für Android-Geräte im App Store verfügbar ist, zeigt für zwölf europäische Länder den aktuellen Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung sowie für 34 Länder den Day-Ahead-Börsenstrompreis an. So können Nutzerinnen und Nutzer ihre Stromverbräuche entsprechend anpassen.

Der Anteil Erneuerbarer Energien an der öffentlichen Nettostromerzeugung nimmt stetig zu, in Deutschland lag er z.B. im ersten Halbjahr 2023 im Schnitt bereits bei 57,2 Prozent. Der Anteil an der Last lag im ersten Halbjahr bei 55,9 Prozent. »Um angesichts dieses wetterabhängigen grünen Stromangebots den Bedarf an Speichern zu minimieren, ist es sinnvoll, den Stromverbrauch an das Angebot anzupassen«, erklärt Prof. Bruno Burger, Senior Scientist am Fraunhofer ISE. Sein Team hat daher die Stromampel-App entwickelt, die den aktuellen Erneuerbare-Energien-Anteil an der Last anzeigt. Diese ist im Google Play Store für Android (ab Android 8) und als direkter Download auf der Webseite Energy-Charts.info verfügbar. An einer iOS-Version (ab iOS 16.2) arbeitet das Team ebenfalls. Die App ist aktuell in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch verfügbar.

Grundlage der Ampel-Anzeige ist die Relation zwischen dem aktuellen Erneuerbaren-Energien-Anteil und dem durchschnittlichen Angebot aus den letzten fünf Jahren für den jeweiligen Monat (z.B. 48,0 Prozent für den Monat Juni). Liegt der aktuelle Anteil zehn Prozent unter diesem Durchschnitt, zeigt die Ampel rot an, liegt er zehn Prozent darüber, wird grün angezeigt. Die Werte dazwischen sind gelb. Die Stromdaten liegen dabei im Viertelstunden-Takt vor. Die Daten werden in der Regel jede Stunde neu geladen, um immer die aktuelle Prognose zu zeigen. Als Vorhersage stehen die Daten in aller Regel ab 19:00 Uhr für den nächsten Tag zur Verfügung.

Wer es genauer wissen möchte, kann sich auch den aktuellen und prognostizierten Beitrag der einzelnen erneuerbaren Quellen an der Last betrachten.

Neben dem Anteil der Erneuerbaren Energien lässt sich auch der Day-Ahead-Börsenstrompreis für 34 europäische Länder als Grundlage für die Stromampel verwenden.

Daten offen für alle Interessenten zugänglich

Das Team des Fraunhofer ISE stellt die Daten auf der Webseite der Energy-Charts, der Apps sowie über eine offene Schnittstelle (API) für alle Interessenten zur Verfügung.

So können Nutzerinnen und Nutzer ihre Smart Home-Geräte entsprechend starten, wenn die Ampel auf »grün« wechselt. Auch das Laden eines Elektrofahrzeugs an einer Ladestation oder andere stromfressende Prozesse (z.B. IT-Prozesse mit großen Datenmengen) lassen sich so steuern. Ein Elektrofahrzeug fährt durchschnittlich 300 Kilometer in der Woche, der Ladevorgang lässt sich oft zeitlich schieben.

»Einen finanziellen Anreiz bietet unsere Stromampel im Gegensatz zu anderen Apps nicht. Sie soll in erster Linie die Nutzung erneuerbaren Stroms maximieren und mehr Transparenz in den Stromverbrauch bringen«, erklärt Leonhard Probst aus dem Team der Energy-Charts. Durch die Nutzung des Stroms in Zeiten mit einem hohen Angebot erneuerbaren Stroms können die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst aktiv an der Energiewende teilnehmen.

Europäischer Marktführer BSH nutzt App zur Steuerung

Die BSH Hausgeräte GmbH, zu der Marken wie Bosch, Siemens, Gaggenau und Neff gehören, setzt die Daten der Stromampel bereits ein. Mittels der Home Connect-App des führenden europäischen Hausgeräteherstellers können Nutzer und Nutzerinnen ihre intelligenten Küchen- und Hausgeräte steuern. Sie können entsprechend des Stromangebots Programme automatisch dann starten lassen, wenn gerade besonders viel Erneuerbare Energien in das Stromnetz einspeisen.

(Pressemitteilung des Fraunhofer Instituts)

Großprojekt mit der BERR in Planung

Energiepark Regensburg Ost: grüner Strom von der BERR für die Industrie

Im Osten von Regensburg soll ein großer Solarpark auf einer Fläche von ca 20 Hektar entstehen. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative der vier Unternehmen Continental, Siemens, Vitesco Technologies und Aurelis. Die notwendigen Flächen gehören der Stadt Regensburg und werden an die BERR verpachtet werden.

Prof.Dr.Georg Barfuß, Leiter des Referates für Wirtschaft, Wissenschaft und Finanzen, stellte den aktuellen Stand der Planung in einer Sitzung des Planungsausschusses am 5.Dezember 2023 den Ausschussmitgliedern vor. Er und die Projektpartner bekamen in dieser Sitzung sehr viel Zustimmung, außer ein paar fachlichen Fragen kamen keine größeren Einwendungen.

Die vier Unternehmen werden mit diesem Solarpark und den noch zusätzlichen Ausbaustufen ihren CO2 Ausstoß langfristig um bis zu 85 Prozent senken. Sie formulieren ihre Zielsetzung gemeinsam: 

„Wir möchten einen wichtigen Beitrag zur dezentralen, regionalen und CO2 neutralen Energieversorgung von morgen leisten und sehen das Projekt ERO als Leuchtturmprojekt für Regensburg. Uns vier beteiligten Unternehmen ist es gemeinsam mit der Stadt Regensburg ein Anliegen auch im Sinne zukünftiger Generationen das Thema Nachhaltigkeit weiter voran zu treiben und so einen wesentlichen Baustein für einen innovativen und nachhaltigen Wirtschaftsstandort der Zukunft zu bilden“

Die BERR soll die Planung und den Betrieb der Anlage übernehmen, damit haben Bürger und Bürgerinnen auch die Möglichkeit, sich als Genossenschaftsmitglieder zu beteiligen und auch zu profitieren. 

„Dieses große Projekt soll und wird für die BERR ein Meilenstein werden, wir freuen uns sehr, dass wir den Bau und den Betrieb des Solarparks übernehmen dürfen. Und darüber, dass wir damit allen Interessierten die Möglichkeit bieten können, aktiv und sinnvoll in die Energiewende bei uns vor Ort zu investieren“.

Joachim Scherrer, Vorstandsvorsitzender der BERR eG

Übrigens: Wenn Sie dieses Projekt und auch die anderen Projekte der BERR sinnvoll und interessant finden, wenn Sie sich gerne selber im Rahmen der regionalen Energiewende engagieren möchten, wenn Sie also mit einer Einlage in unsere Genossenschaft Ihr Geld für den Erhalt unserer Umwelt arbeiten lassen wollen – hier geht’s zum Antrag auf Mitgliedschaft. Einfach downloaden, ausfüllen und an uns zurück schicken. Wir freuen uns auf Sie…!

Privater Energieverbrauch

(Georg Scharfenberg ist emeritierter Professor der OTH Regensburg und setzt sich in der BERR für die Realisierung von Konzepten zur Erzeugung erneuerbarer Energien ein und agiert im Kontrollorgan der BERR als Aufsichtsrat.)

In einem ersten Artikel unter dem Titel Grüner Strom aus der Steckdose konnte ich die technische Grundlage zur elektrischen Energie mit den Begriffen Spannung, Strom, Leistung und Energie legen. Die Regensburger Bürgerenergiegenossenschaft BERR versorgt seit mehr als ein Jahrzehnt die Mitglieder und Kunden mit dezentraler, konzernunabhängiger und ökologischer elektrischer Energie, auch ‘Grüner Strom‘ genannt. 

Das Engagement zielt auf einen wichtigen, lokalen Einsatz zur Energiewende. Grünen Strom zu verwenden ist aber nur ein Anteil, wie ich meinen Beitrag zur Klimaproblematik gestalte. Gleichzeitig muss es mir gelingen, meinen Bedarf an Strom niedrig zu halten oder sogar zu senken. 

Der vorliegende Artikel setzt sich im Schwerpunkt mit den elektrischen Verbrauchern im eigenen Wohnbereich und den Möglichkeiten zur Optimierung auseinander. Das persönliche Engagement sollte sich nicht nur beim Kauf von Neugeräten darauf beschränken, Energie-Label zu beachten. Vielmehr geht es darum, dass ich mir einen Überblick darüber verschaffe, wo meine ‘Stromfresser‘ sind. Welches sind versteckte Verbraucher und welche Möglichkeiten habe ich zur Vermeidung nicht notwendiger Verbräuche, und welche Anstrengungen kann ich zur Einsparung elektrischer Energie in meinem Wohnbereich unternehmen?

Welchen Stromverbrauch hat etwa ein 3-Personen-Haushalt?

Der elektrische Energiebedarf im Wohnbereich wird besonders durch die großen Verbraucher bestimmt. Allerdings sind einige Verbraucher auf Anhieb nicht so sichtbar. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK (damals als BMWE) hat 2017 für Deutschland folgenden relativen Stromverbrauch für einen 3-Personenhaushalt angegeben 7):

  • 27% Informationstechnik, TV und Audio 
  • 17% Kühl- und Gefriergeräte
  • 13% Waschen und Trocknen
  • 11% Kochen
  •   9% Licht
  •   7% Spülen
  • 16% Sonstiges

Ins Auge springt dabei der überbordende Energiebedarf für Geräte der Informationstechnik. Dieses sind Router, Drucker, Monitor, Notebook, Mobiltelefone und Videospiele. Mit der smart-Technologie, die auf die Vernetzung der Haushaltsgeräte zukünftig abzielt (Digitalisierung), wird dieser Energiebedarf zwangsläufig weiter steigen. Die Anstrengungen zur klimaneutralen und nachhaltigen Energieerzeugung müssen, wie oben erläutert, im Gleichschritt mit Effizienzmaßnahmen stehen. In Deutschland gibt es nach Angaben des Umweltbundesamtes UBA ca. 41 Mio. Haushalte 8). Allein durch die große Zahl besteht im Wohnbereich ein erhebliches Energie-Einsparpotenzial.

Chancen zur Energieeffizienz mit dem Energiemessgerät

Die persönlichen Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung bestehen im ersten Schritt darin, sich mit einem Energiemessgerät über den elektrischen Leistungsbedarf und den Verbrauch der über die Steckdose versorgten Geräten zu informieren. Dieses wäre der Einstieg für die Einschätzung des privaten Energiebedarfs. In der unten aufgeführten Tabelle habe ich eine Aufstellung zum Energieverbrauch eines 2-Personenhaushalts wiedergegeben, der im weiten Umfang mit einem Energiemessgerät ermittelt wurde. 

Die Orientierung bei der Beschaffung von Neugeräten sollte nach der EU-Energieverbrauchskennzeichnung erfolgen (Energie-Label). Die Kennzeichnung ist 2021 mit dem Wegfall der ‘+‘-Klassen geändert worden. Die Herstellerangabe zum jeweiligen Stromverbrauch muss allerdings stets kontrolliert werden, weil sich Geräte darin stark unterscheiden können, obwohl sie in derselben Effizienzklasse eingeordnet sind. Dieses versteht sich dadurch, dass zur Energie-Label Klassifizierung weitere Kriterien einbezogen sind, die bei der Kaufentscheidung mit berücksichtigt werden sollten.
Für Geräte der Informationstechnik ist die Kennzeichnung allgemein nicht eingeführt, so dass hierzu eine spezifische Analyse erforderlich ist. 

Anregungen zur Geräteauswahl

Mit den nachstehenden Vorschlägen sollen Anregungen gegeben werden, die einerseits auf direkte Möglichkeiten zur Vermeidung und andererseits auf Möglichkeiten zum Einsparpotential von elektrischer Energie im Nutzungsbereich der Geräte aufzeigen sollen. 

Elektroherd

  • Deckel auf Topf und Pfanne, Kurzes Vorheizen und Restwärme nutzen, Einsatz einer „Garkiste“, Induktionsherde sind in der Regel energieeffizienter und schneller als Ceranherde

Kühl-Gefrierschrank

  • Vermeiden von häufigem und langem Türöffnen, Vermeiden von Eisansammlungen, Einstellen der optimalen Temperatur, ggf. Nutzen der ‘Holiday-Einstellung‘ in der Urlaubszeit

Beleuchtung

  • LED-Leuchtmittel und dimmbare Varianten gezielt verwenden, Bewegungsmelder nutzen, Beleuchtung ausschalten, wenn nicht erforderlich

Geschirrspüler, Waschmaschine 

  • Eco-Programm bzw. Programm mit niedriger Temperatur, vollständige Beladung

Trockner

  • Aufgrund des hohen Energiebedarfs vermeiden; ggf. effizientere Version des Wärmepumpentrockners anwenden (nutzt Wärme aus Abluft)

Computerarbeitsplatz

  • Steckdosenleiste mit Ausschalter anwenden

Im Folgenden habe ich exemplarisch Verbrauchs- und Stand-Bye Leistungswerte von Geräten gelistet und eine Abschätzung des elektrischen Energieeinsatzes für ein laufendes Jahr eines 2-Personenhaushalt vorgenommen. Die angegebenen Werte werden in der Summe durch die ermittelte Jahresbilanz gestützt. 

Beispiel einer konkreten Analyse für meinen 2-Personenhaushalt mit dem Energiemessgerät

Tabelle zum Energieverbrauch meines 2-Personenhaushalts

Quellenangaben und Erläuterungen

1) Angaben abgeleitet vom BMWi, BUND,  www.ingenieur.de und Herstellerangaben; am 10. und 11. Okt. 2023
2) gemittelte Schätzwerte nach Messung mit Energiemessgerät EM230 brennenstuhl
3) Messwert mit Energiemessgerät EM230 Fa. brennenstuhl
4) Warmhalteplatte ca. 10 Sek. im Intervall von 9 Minuten je 1000 W in Warmhaltephase
5) Leistungsbedarf während der Druckphase
6) Geschätzter elektrischer Energiebedarf für die Wohnungsbeleuchtung
7) BMWE: Energieeffiziente Produkte im Handel – ein Beitrag zum Klimaschutz; 2017
8) UBA: Datensuche, Statistik 2022