Privater Energieverbrauch

(Georg Scharfenberg ist emeritierter Professor der OTH Regensburg und setzt sich in der BERR für die Realisierung von Konzepten zur Erzeugung erneuerbarer Energien ein und agiert im Kontrollorgan der BERR als Aufsichtsrat.)

In einem ersten Artikel unter dem Titel Grüner Strom aus der Steckdose konnte ich die technische Grundlage zur elektrischen Energie mit den Begriffen Spannung, Strom, Leistung und Energie legen. Die Regensburger Bürgerenergiegenossenschaft BERR versorgt seit mehr als ein Jahrzehnt die Mitglieder und Kunden mit dezentraler, konzernunabhängiger und ökologischer elektrischer Energie, auch ‘Grüner Strom‘ genannt. 

Das Engagement zielt auf einen wichtigen, lokalen Einsatz zur Energiewende. Grünen Strom zu verwenden ist aber nur ein Anteil, wie ich meinen Beitrag zur Klimaproblematik gestalte. Gleichzeitig muss es mir gelingen, meinen Bedarf an Strom niedrig zu halten oder sogar zu senken. 

Der vorliegende Artikel setzt sich im Schwerpunkt mit den elektrischen Verbrauchern im eigenen Wohnbereich und den Möglichkeiten zur Optimierung auseinander. Das persönliche Engagement sollte sich nicht nur beim Kauf von Neugeräten darauf beschränken, Energie-Label zu beachten. Vielmehr geht es darum, dass ich mir einen Überblick darüber verschaffe, wo meine ‘Stromfresser‘ sind. Welches sind versteckte Verbraucher und welche Möglichkeiten habe ich zur Vermeidung nicht notwendiger Verbräuche, und welche Anstrengungen kann ich zur Einsparung elektrischer Energie in meinem Wohnbereich unternehmen?

Welchen Stromverbrauch hat etwa ein 3-Personen-Haushalt?

Der elektrische Energiebedarf im Wohnbereich wird besonders durch die großen Verbraucher bestimmt. Allerdings sind einige Verbraucher auf Anhieb nicht so sichtbar. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK (damals als BMWE) hat 2017 für Deutschland folgenden relativen Stromverbrauch für einen 3-Personenhaushalt angegeben 7):

  • 27% Informationstechnik, TV und Audio 
  • 17% Kühl- und Gefriergeräte
  • 13% Waschen und Trocknen
  • 11% Kochen
  •   9% Licht
  •   7% Spülen
  • 16% Sonstiges

Ins Auge springt dabei der überbordende Energiebedarf für Geräte der Informationstechnik. Dieses sind Router, Drucker, Monitor, Notebook, Mobiltelefone und Videospiele. Mit der smart-Technologie, die auf die Vernetzung der Haushaltsgeräte zukünftig abzielt (Digitalisierung), wird dieser Energiebedarf zwangsläufig weiter steigen. Die Anstrengungen zur klimaneutralen und nachhaltigen Energieerzeugung müssen, wie oben erläutert, im Gleichschritt mit Effizienzmaßnahmen stehen. In Deutschland gibt es nach Angaben des Umweltbundesamtes UBA ca. 41 Mio. Haushalte 8). Allein durch die große Zahl besteht im Wohnbereich ein erhebliches Energie-Einsparpotenzial.

Chancen zur Energieeffizienz mit dem Energiemessgerät

Die persönlichen Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung bestehen im ersten Schritt darin, sich mit einem Energiemessgerät über den elektrischen Leistungsbedarf und den Verbrauch der über die Steckdose versorgten Geräten zu informieren. Dieses wäre der Einstieg für die Einschätzung des privaten Energiebedarfs. In der unten aufgeführten Tabelle habe ich eine Aufstellung zum Energieverbrauch eines 2-Personenhaushalts wiedergegeben, der im weiten Umfang mit einem Energiemessgerät ermittelt wurde. 

Die Orientierung bei der Beschaffung von Neugeräten sollte nach der EU-Energieverbrauchskennzeichnung erfolgen (Energie-Label). Die Kennzeichnung ist 2021 mit dem Wegfall der ‘+‘-Klassen geändert worden. Die Herstellerangabe zum jeweiligen Stromverbrauch muss allerdings stets kontrolliert werden, weil sich Geräte darin stark unterscheiden können, obwohl sie in derselben Effizienzklasse eingeordnet sind. Dieses versteht sich dadurch, dass zur Energie-Label Klassifizierung weitere Kriterien einbezogen sind, die bei der Kaufentscheidung mit berücksichtigt werden sollten.
Für Geräte der Informationstechnik ist die Kennzeichnung allgemein nicht eingeführt, so dass hierzu eine spezifische Analyse erforderlich ist. 

Anregungen zur Geräteauswahl

Mit den nachstehenden Vorschlägen sollen Anregungen gegeben werden, die einerseits auf direkte Möglichkeiten zur Vermeidung und andererseits auf Möglichkeiten zum Einsparpotential von elektrischer Energie im Nutzungsbereich der Geräte aufzeigen sollen. 

Elektroherd

  • Deckel auf Topf und Pfanne, Kurzes Vorheizen und Restwärme nutzen, Einsatz einer „Garkiste“, Induktionsherde sind in der Regel energieeffizienter und schneller als Ceranherde

Kühl-Gefrierschrank

  • Vermeiden von häufigem und langem Türöffnen, Vermeiden von Eisansammlungen, Einstellen der optimalen Temperatur, ggf. Nutzen der ‘Holiday-Einstellung‘ in der Urlaubszeit

Beleuchtung

  • LED-Leuchtmittel und dimmbare Varianten gezielt verwenden, Bewegungsmelder nutzen, Beleuchtung ausschalten, wenn nicht erforderlich

Geschirrspüler, Waschmaschine 

  • Eco-Programm bzw. Programm mit niedriger Temperatur, vollständige Beladung

Trockner

  • Aufgrund des hohen Energiebedarfs vermeiden; ggf. effizientere Version des Wärmepumpentrockners anwenden (nutzt Wärme aus Abluft)

Computerarbeitsplatz

  • Steckdosenleiste mit Ausschalter anwenden

Im Folgenden habe ich exemplarisch Verbrauchs- und Stand-Bye Leistungswerte von Geräten gelistet und eine Abschätzung des elektrischen Energieeinsatzes für ein laufendes Jahr eines 2-Personenhaushalt vorgenommen. Die angegebenen Werte werden in der Summe durch die ermittelte Jahresbilanz gestützt. 

Beispiel einer konkreten Analyse für meinen 2-Personenhaushalt mit dem Energiemessgerät

Tabelle zum Energieverbrauch meines 2-Personenhaushalts

Quellenangaben und Erläuterungen

1) Angaben abgeleitet vom BMWi, BUND,  www.ingenieur.de und Herstellerangaben; am 10. und 11. Okt. 2023
2) gemittelte Schätzwerte nach Messung mit Energiemessgerät EM230 brennenstuhl
3) Messwert mit Energiemessgerät EM230 Fa. brennenstuhl
4) Warmhalteplatte ca. 10 Sek. im Intervall von 9 Minuten je 1000 W in Warmhaltephase
5) Leistungsbedarf während der Druckphase
6) Geschätzter elektrischer Energiebedarf für die Wohnungsbeleuchtung
7) BMWE: Energieeffiziente Produkte im Handel – ein Beitrag zum Klimaschutz; 2017
8) UBA: Datensuche, Statistik 2022

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