Tag der Bayerischen Energiegenossenschaften in Beilngries

Mitte März trafen sich die bayerischen Energiegenossenschaften in Beilngries, die BERR war natürlich mit dabei. Der “Tag der bayerischen Energiegenossenschaften” wurde vom Genossenschaftsverband Bayern organisiert, der prominenteste Redner war Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

Im Tagungszentrum der ABG (Akademie Bayerischer Genossenschaften) in Beilngries trafen sich knapp achtzig Vertreterinnen und Vertreter von Energiegenossenschaften in Bayern, der Austausch war hilfreich und anregend.

Energiegenossenschaften als Schlüsselfaktor

Hubert Aiwanger sieht Energiegenossenschaften als zentralen Erfolgsfaktor für das Erreichen der bayerischen Klimaziele und die Beschleunigung der Energiewende. 

„Wir treiben in der Staatsregierung die dezentrale Energiewende entschlossen voran. Ein wichtiger Partner und ein Schlüssel für das Gelingen sind für uns die Bürgerenergiegenossenschaften in Bayern. Sie haben sich bei der Realisierung innovativer Erneuerbare-Energie-Projekte bewährt. Bürgergetragene Windparks, Photovoltaikanlagen oder Nahwärmenetze steigern die Akzeptanz der Energiewende vor Ort und bringen Wertschöpfung in die Region.“

Seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine und der damit einhergehenden Energiekrise seien die Anfragen zur Gründung von Energiegenossenschaften sehr stark angestiegen, konstatierte der Staatsminister:

„Wir erleben eine neue Gründungswelle bei den Energiegenossenschaften. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der Energiegenossenschaften, die Mitglied im GVB sind, von 273 Ende 2021 auf 289 Ende 2022 erhöht. Das zeigt, dass nicht nur der wirtschaftliche Vorteil von heimisch erzeugter Energie zählt. Für die Menschen rückt auch die nachhaltige und sichere Versorgung mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Quellen in den Mittelpunkt.“

Aiwanger sprach auch über den stockenden Netzausbau.

„Der Ausbau der Energienetze hält nicht Schritt mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und ist in der Praxis ein Flaschenhals. In Bayern bräuchten wir bis zu 1000 neue Umspannwerke, um den EE-Strom mittelfristig in die Verteilnetze zu bringen. Deshalb plädiere ich dafür, auch mehr in regionalen Kategorien zu denken und die Speicherkapazitäten für grünen Strom vor Ort massiv zu erhöhen. Statt Windkraft- und PV-Anlagen für viel Geld abzuriegeln müssen wir es schaffen, den erzeugten Strom in Batterien, als Wasserstoff oder in Pumpspeichern zu speichern.“

Genossenschaften und Energiewende

Gregor Scheller, der Präsident des GVB (Genossenschaftsverband Bayern) betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des ländlichen Raums für die Energiewende:

“Hier wird die Energie der Zukunft erzeugt, die dann auch die großen Städte und Industriezentren des Landes versorgen wird…”

Allerdings müssten die Kosten und Lasten nicht einseitig auf den ländlichen Raum abgewälzt werden. Zur Akzeptanz in den jeweiligen Regionen sind Genossenschaften mehr denn je die hilfreichste Gesellschaftsform,

“Wie keine zweite Rechtsform verknüpfen Genossenschaften freies Unternehmertum und die Verpflichtung, zum Wohl ihrer Mitglieder zu handeln”.

Die BERR im Kreis der Kollegen/-innen

Von der BERR waren Joachim Scherrer und Justin Schlecht bei der Veranstaltung dabei. Für Justin Schlecht war besonders beeindruckend, welche Risiken und Hindernisse beim Planen und Bauen eines Nahwärmenetzes auftreten, aber auch, dass diese mit sorgfältiger Planung und Gesprächen mit anderen erfolgreichen Realisierungen umgangen werden können.
Das Nahwärmenetz in Dollenstein war für unseren Kollegen eher ein Schreck, da man dort von Anfang an rote Zahlen schreibt. Aber die späteren Vorträge von Bernhard Schmidt (NEW eG) und Martin Hujber (BEN eG) zeigten, dass dies auch sehr gut funktioniert, solange man sorgfältig arbeitet und Partner hat, die auf diesem Gebiet Erfahrungen haben.

Joachim Scherrer im Gespräch mit Hubert Aiwanger:

Ich habe Hubert Aiwanger nach den Modalitäten der Bayer. Staatsforsten gefragt, weil die nicht sehr „genossenschaftsfreundlich“ sind, was den Passus betrifft „ein Bewerber für Flächen zur Errichtung von Windrädern muss Erfahrungen in der Projektierung und dem Betrieb von Windrädern im Wald haben!“ Das ist in meinen Augen eine Farce, da ja die letzten 10 Jahre wegen 10H kaum mehr ein Windrad realisiert werden konnte. Wie sollten wir da Erfahrung vorweisen? Aiwanger war überrascht über solche Bedingungen und versprach, sich darum zu kümmern. Außerdem bat er um Information, wenn wir solche Hindernisse feststellen. Er wolle sich darum kümmern, das aus dem Weg zu räumen.

Ein zweiter relevanter Vortrag für mich war vom Vertreter der DZ-Bank, der die Einschätzung des Institutes  „Aurora energy research“ teilte, die in zwei Jahren den Strompreis an der Börse wieder bei 5 bis 6 Cent sehen.

Veröffentlicht in Allgemein.